Die Geschichte des RAD in Pfungstadt begann schon relativ früh. Bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten bemühten sich die Verantwortlichen in Pfungstadt im Jahr 1930 durch den Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) Melorations- und Flurbereinigungsarbeiten durchführen zu lassen. Nach 1933 machte die Planung der Reichsautobahn eine Flurbereinigung immer notwendiger. Zur Unterbringung stellte die Stadt dem RAD Gebäude und Gelände der ehemaligen „Hassia“ Fabrik (Zellstoff- und Futterwerk), auch „Büchnersches Gelände“ genannt, im Osten der Stadt zur Verfügung. Am 6.11.1933 übernahm ein Vorauskommando die Vorarbeiten für die Unterbringung der Einheit, die offiziell am 15.11.1933 in Pfungstadt ihre Tätigkeiten aufnahm. Unter Abteilungsführer, Oberfeldmeister Lawall, standen in Pfungstadt 228 Mann in 3 Zügen für die anstehenden Arbeiten bereit. Ein Arbeitskommando unter der Leitung des Pfungstädter Bauunternehmers Ruckelshausen baute das Lager weiter aus. Es entstanden unter anderem 42 Mannschaftstuben sowie die Gemeinschaftsräume und Werkstätten. Das eigentliche Arbeitsgebiet war relativ Groß für eine einzelne Abteilung, es ersteckte sich von Eberstadt bis Allendfeld und teilweise bis hinter das Pfungstädter Moor nach Bickenbach und Hähnlein. Hauptaufgabe war die Umgestaltung der Gemarkung zwischen Pfungstadt und Hahn, hier machte die geplante Autobahn umfangreiche Umgestaltungen von Wegen und Gräben notwendig. Auch Brücken und kleinere Unterführungen für die Wasserläufe mußten angelegt werden. Mit der Entwässerung des Moorgebietes wurde ebenso begonnen wie mit den Arbeiten bei Allmendfeld zur Fruchtbarmachung von Ödland. Wie überall im hessischen Ried wurde diese Arbeit mit großem personellen Aufwand und ohne größere technische Hilfsmittel erledigt. Lediglich auf Feldbahngleisen fahrende Loren erleichterten die Arbeiten ein Wenig. Im großen und ganzen war es eine rein körperliche und sehr schwere Arbeit. In der Regel wurde sechs Stunden am Tag gearbeitet, dazu kamen die langen Anmärsche zu den jeweiligen Arbeitsplätzen. Teilweise waren die Einheiten drei Stunden am Tag unterwegs. Neben diesen Kernaufgaben wurde auch überall wo viele Menschen gebraucht wurden auf den RAD zurückgegriffen. Auf den Fotos unten sehen wir die Pfungstädter bei einem Arbeitseinsatz auf dem Griesheimer Sand wo sie eine Übung mit Sperrballons unterstützten. Wie in vielen Dörfern und Städten gehörten die Arbeitsmänner zum gewohnten Bild im Alltag. Ob auf dem Sportgelände, in Schwimmbädern oder bei Veranstaltungen der Partei, überall war der RAD zugegen und repräsentierte seine Organisation. Wie auf den zahlreichen Bildern unten gut zu erkennen ist war die vormilitärische Ausbildung einer der Kernpunkte der Ausbildung. Nicht nur Dienstsport oder Formalausbildung bildeten eine Vormilitärische Bildung, auch der streng geregelte Tagesablauf erinnerte stark an den Alltag der Soldaten. Frühes Wecken, festgelegte Essens- und Pausenzeiten bis hin zum Zapfenstreich und Bettruhe erinnerten stark an den anschließenden Wehrdienst.
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