Der Reichsarbeitsdienst
Der Reichsarbeitsdienst spielte in den 30er Jahren bei der Umgestaltung des hessischen Rieds eine große Rolle. Besonders die Entwässerung und die Umgestaltung von Gräben hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Was damals als ein großer Fortschritt gefeiert wurde wird heute mit erheblichem Aufwand wieder Rückgängig gemacht (Stichwort: Renaturierung). Bei meinen Recherchen beschränke ich mich auf die Einrichtungen und Einheiten des RAD Arbeitsgaues XXV-Hessen-Süd. Nicht für alle Abteilungen liegen mir bis heute alle wichtigen Angaben vor, teilweise ist es schwierig die historischen Zusammenhänge und Daten korrekt zu erfassen. Ich bin für weitere Hinweise jeder Art dankbar um vieleicht einmal eine komplette Zusammenstellung des RAD im Südhesischen Raum erstellen zu können. Allgemeines und weiterführendes über den RAD und seine Strukturen gibt es im Netz. Trotz meines umfangreichen Archives konnte ich hier nicht auf die Mithilfe und Leihgaben befreundeter Sammler, Historiker und Privatpersonen verzichten, entsprechende Bilder sind gekennzeichnet. Danke allen die mir geholfen haben.
Oberster Dienstherr des RAD war der Reichsarbeitsführer Konstantin Hierl. Hier zwei interessante Aufnahmen während des Parteitages 1934 in Nürnberg. Hier erreichte Hierl den Höhepunkt seines Vorhabens den RAD als eine geschlossene und straff organisierte Einheit darzustellen. Über 50.000 Arbeitsmänner waren aufmarschiert und beeindruckten die Anwesenden und hier besonders die Kritiker der Organisation. Die Grundstruktur des RAD unterschied sich kaum von der vielzahl Nationalsozialistischer Organisationen und Verbände. An oberster Stelle stand die Reichsleitung des RAD die wiederum auf 33 Arbeitsgaue, 182 RAD-Gruppen und auf ca. 1260 RAD-Abteilungen unterteilt war.
Arbeitsgau XXV Hessen-Süd
Das heutige Hessen war unterteilt in die Arbeitsgaue Hessen-Süd und Hessen-Nord. Der Arbeitsgau XXV Hessen-Süden umfasste acht Arbeitsdienstgruppen mit den Nummern 250 bis 257 die wiederum in Abteilungen unterteilt waren. Geographisch erstreckte er sich im Norden vom Westerwald bis in den Süden bei Worms. Schwerpunkte waren der Westerwald, der Taunus, das hessische Ried und Rheinhessen Aber auch im Odenwald, der Bergstraße und Darmstadt, Wiesbaden und Mainz finden wir Einheiten des RAD. Einige der dargestellten und unter Hessen-Süd aufgeführten Orte gehören heute zu Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfahlen. Für uns ist es heute oft verwirrend die Strukturen nachzuvollziehen, viele Einheiten finden wir an verschiedenen Orten und Zeiten, was daran liegt das die Standorte, je nach den gestellten Aufgaben, ständig wechselten. Aber nicht nur das Personal wechselte, auch die Unterkünfte in Fertigbauweise wurden verlegt und sind an verschiedenen Orten zu finden. Die ersten Einsätze des RAD finden wir im hessischen Ried bereits im Juli/August 1933. Auch das erste Lager in Holzbauweise entstand im Ried, nämlich in Lampertheim. Das zweite folgte im benachbarten Biblis, hier aber in einer Fachwerkbauweise. Vorgesehen waren diese beiden Lager für jeweils eine Abteilung mit 3 Zügen, 96 Mann plus 6 Truppführern. Im großen und ganzen glichen sich die Lager hinsichtlich ihrer baulichen Austattung und den gestellten Anforderungen. Es gab aber auch Unterkünfte die, wie im Wispertal/Taunus, als autarke Einrichtungen mit allem ausgestattet waren was die Einheiten benötigten und was nicht ohne großen Aufwand von aussen beschafft werden konnte. Hier gab es Stallungen für Pferde, Schweine und Kleinvieh sowie eine Schmiede, Werkstätten und Lager. Gerade in diesen, von der nächsten Behausung weit entfernten Lager, mußte auch für die Freizeit der Arbeitsmänner vorgesorgt werden. Entsprechende Aufenthaltsräume, Büchereien usw. wurden eingerichtet.
Die Leitung des Arbeitsgaus XXV mit Sitz in Wiesbaden hatte seit 1933 der Oberstarbeitsführer (später zum Generalarbeitsführer befördert) Friedrich Wilhelm Faatz (1891-1955) aus Assenheim/Wetterau. Er war bereits vor dem dritten Reich Bezirksarbeitsführer des Freiwilligen Arbeitsdienstes und arbeitete in zahlreichen weiteren Gremien des Gaues Hessen u.a. als Gauforstberater mit.
Aufmarsch des Reichsarbeitsdienstes in Darmstadt
Die Unterbringung der Arbeitsmänner war in den Anfangsjahren des RAD noch geprägt von den Provisorien die noch aus den Zeiten des Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD) übernommen wurden. So wurde einige Einheiten, mehr schlecht als recht, in Schlössern, alten Fabriken und verlassenen Kasernen untergebracht. Beispiele für solche Behelfsunterkünfte sind das Idsteiner Schloß, die Zigarrenfabriken in Seligenstadt und Lorsch, die Holzappel-Hütte bei Limburg oder die von den Franzosen verlassenen Kasernen in Worms, Diez und Griesheim. Mit der zunehmenden Anzahl der Abteilungen und des Personals und nicht zuletzt mit der steigenden Akzeptanz des RAD in der Bevölkerung und der politischen Führung mußte schnellstens eine Abhilfe dieser unhaltbaren Zustände geschaffen werden. Da die einzelnen Abteilungen nur für den Zeitraum bestimmter Arbeiten an einem Ort blieben war ein Bau fester Unterkünfte nicht nötig oder gar finanziell möglich. So wurde von Seiten der Reichs- und Gauleitungen eine einheitliche Lösung in Form vorgefertigter Holzunterkünfte beschlossen. Es wurden Richtlinien erstellt die sich nicht nur auf das Lager bezogen sondern auch den Standort an gewisse Kriterien knüpften. Das Lager sollte über eine gute Verkehrsanbindung verfügen, nicht allzu weit von den Arbeitsstätten entfernt sein und über geeignete Wasser- und Stromversorgung verfügen. Auch klimatische Gegebenheiten und Gefahren, z.B. Hochwasser, wurden in die Planungen einbezogen. Ein weiteres Kriterium war das kein wertvolles Kulturland bebaut werden sollte. Das erste Lager des RAD in Holzbauweise entstand im sühessischen Ried, in Lampertheim ein zweites allerdings in Fachwerkbauweise in Biblis. Der Vorteil war der schnelle Aufbau und der ebenso schnelle Umzug des kompletten Lagers an eine neue Arbeitsstelle. Das genormte Lager sollte nicht nur als Wohn- und Schlafstätte für die RAD Männer dienen, es sollte auch besonders für die Hygiene und eine gute Versorgung eingerichtet sein. Auch auf die Aussengestaltung wurde großer Wert gelegt. Auf den nachfolgenden Seiten sind viele Beispiele zu sehen mit welchem Aufwand die Barackenlager in die umgebende Landschaft integriert wurde.
Die Abteilungsführer und höheren Dienstränge waren in eigenen Barracken untergebracht . Eher zweckmäßig war die Einrichtung aus einer Mischung von Wohn-, Schlaf und Verwaltungszimmer. Rechts neben dem Schreibtisch der Glasschrank mit der Abteilungsfahne |
Selbst auf Briefmarken wurde Werbung für den RAD gemacht um dessen Akzeptanz in der Bevölkerung zu verstärken
Die Struktur des Arbeitsgaus XXV
Der Arbeitsgau hatte seinen Verwaltungssitz in Wiesbaden und hatte bis ca. 1940 folgende Struktur:
Aufgeteilt war der Gau in acht Arbeitsdienst-Gruppen. Eine Gruppe ist etwa vergleichbar mit einem Regiment. Jeder Gruppenstab war, ähnlich einem militärischen Stab, in sechs Abteilung aufgeteilt denen die verschiedenen Aufgaben zugeteilt waren:
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Der Freiwillige Arbeitsdienst (FAD)
Verschiedene Koppelschlösser des Freiwilligen Arbeitsdienstes
Verein zur Umschulung freiwilliger Arbeitskräfte
Der Verein zur Umschulung freiwilliger Arbeitskräfte e.V. war eine Nationalsozialistische Tarnorganisation die ab 1931 mit eigenen Lagern im FAD mitarbeitete. Im Grunde war es eine Kaderschmiede für die zukünftigen Führungsränge des späteren RAD. Auch sollten für künftige Aufgaben entsprechende Erfahrungen gesammelt werden. Das Interesse der Reichsleitung der NSDAP an dieser Organisation war eher gering und die anderen Gruppierungen, etwa die SA, sahen darin eher eine Konkurenz als eine Organisation von Mitstreitern. Wie vieles mehr hätte der SA Führer Ernst Röhm es lieber gesehen wenn unter Führung der SA eine eigenständige Arbeitsorganisation gebildet worden wäre. So war es nur logisch das die SA Führung ihren Mitgliedern die sich zur Mitarbeit in den Arbeitslagern meldeten nahe legte ihre Führungsränge innerhalb der SA niederzulegen.
Eine Abteilung des Vereins in Steinau, Bezirk Hessen-Nassau Süd. Die Uniform ist noch neutral gehalten aber die Anwesenheit eines SA Mannes und das präsentieren der HK-Flagge zeigen den politischen Standort.
Hochinteressantes Gruppenfoto aus dem Jahre 1934. Zu sehen sind die Teilnehmer des ersten Sanitäts-Truppführer Kurses des Arbeitsgaues XXV der vom 15. April bis zum 5. Mai 34 auf dem Griesheimer Sand durchgeführt wurde.
Arbeitsdienstabteilung des “Stahlhelm” in Offenbach
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Archiv Peter Merschroth
Sonstige Arbeitsdienst-Organisationen und Verbände
Karte zum Reichsparteitag 1937 mit RAD Motiv
Sammlung Peter Merschroth